Pressestimme: „hinreißende Leipziger Gipsy Rebellen“

Kölner Stadt Anzeiger: Der Hot Club d’Allemagne überzeugte im Rahmen der Jazztage im topos. Ungestüme Spielfreude, gepaart mit fulminantem Können, machte diesen Abend zu einem Genuss.

Sie haben viel gewagt und alles gewonnen. Bereits in den ersten Minuten des Konzerts am Montagabend im Wiesdorfer topos machten vier eingefleischte Leipziger Musiker deutlich, dass es nicht um ein bisschen Rhythmus, um ein bisschen Fiddelei geht. Der “Hot Club d’Allemagne” , ganz in der Tradition der Altmeister Django Reinhard und Stephane Grappelli, bescherte ein Jazz-Konzert der Spitzenklasse.

Eine Ungestüme Spielfreude, gepaart mit fulminantem Können machte diesen Abend zu einem Genuss. Die vier ostdeutschen Rebellen des Gipsy-Jazz tanzten mal auf ihren Saiten, mal liebkosten sie sie mit so großer Innigkeit, das man weinen mochte. Da war zum Beispiel “Nuages” , ein Klassiker von Reinhard, so atemberaubend interpretiert, das alles Eis dieser Welt hinwegschmol. Das Publikum, das normalerweise gerne bei den topos-Konzerten auch mal zwischendurch was erzählt, war mucksmäuschenstill, und auch der Wirt Wolfgang Orth musste einfach zuweilen mit dem Bierzapfen innehalten. Die Gäste sahen es ihm nach. Und da stand er hinterm Tresen und schüttelte mit dem Kopf: ” Die sind besser als die Alten. Da stimmt aber auch alles.”

Nun beziehen sich Thomas Prokein(Violine), Karl-Heinz Vogel und Klaus Jacob an den Gitarren sowie Georg Prokein am Kontrabass auf den reinhard-Stil, den mix aus New-Orleans-Jazz der 1920er Jahre, aus französischen Walzern und der traditionellen Spielweiseder Zigeuner, zeigten dabei allerdings auch ihr überaus kreatives Talent: Was Karl-Heinz Vogel da komponiert hat, ist in der Tat den “Alten” ebenbürtig. Mit “Valse pour Django” und “Minor Funk” schaute er einem tanzfreudigen Völkchen auf die Füße, mit “Amoureux” auf eine gespaltene Seele, die hin- und herswingt zwischen freud und Leid. Den Hot Club d’Allemagne gibt’s seit zehn Jahren. Zwei Cds hat das Quartett bisher herausgebracht. Auf weitere Veröffentlichungen darf man gespannt warten.

Von Ulla Jonen